Kommunale Stadtwerke: Arbeitgeber im Wandel

Die Überschrift dieses zweigeteilten Artikels lautet „Stadtwerke: Arbeitgeber im Wandel“. Er hätte aber auch „Stadtwerke: Arbeitgeber im Vorurteil“ lauten können. Beides trifft die Situation dieser Branche.

NICOLAS SCHEIDTWEILER
Senior Berater und CEO
Tel. +49 421 365 115 20
scheidtweiler@eb-now.de

Kommunale Versorgungsunternehmen werden selten per se als attraktive Arbeitgeber wahrgenommen. Zudem (er-)kennen potenzielle Bewerberinnen und Bewerber nicht die entstehende Vielzahl innovativer Dienstleistungen und Aufgabenfelder außerhalb der tradierten Daseinsvorsorge.

Die Öffentlichkeit nimmt diesen Wandel bisher wenig wahr. Damit verschenken kommunale Arbeitgeber Potenziale in der Mitarbeitergewinnung.

Stadtwerke und kommunale Energieversorger müssen daher heute aktiver als zuvor ihre Employer Brand und das Personalmarketing (um-)gestalten, um attraktiv wahrgenommen zu werden. Dazu zählt die Sammlung und Entwicklung von Attraktivitätsfaktoren sowie deren Kommunikation.

Wettbewerb um die besten Arbeitskräfte nimmt Fahrt auf

Nach einer aktuellen österreichischen Stepstone-Studie gehen 27 Prozent der befragten Arbeitgeber trotz der Corona-Pandemie und den einschränkenden Maßnahmen wieder in die Offensive. Sie suchen aktiv passende Bewerberinnen und Bewerber. Damit bleibt die Situation am Arbeitsmarkt für Fach- und Führungskräfte eines: angespannt.

Der Bedarf an starken Arbeitgebermarken ist also weiterhin hoch. Um den „War for Talents“ zu gewinnen, muss ein Arbeitgeber die Vorstellungen der jungen Talente kennen und sämtliche Employer-Branding-Maßnahmen daran orientieren.

„Sicherheit des Arbeitsplatzes“ wird attraktiver

Die Corona-Pandemie hat die Prioritäten der Menschen verschoben, wenn sie auf Arbeitgeber schauen.

Studien zeigen: Vormals waren flexible Arbeitszeitmodelle, Entwicklungsmöglichkeiten und die Arbeitsatmosphäre zentral. Heute steht die Sicherheit des Arbeitsplatzes auf den ersten Rang.

Arbeitgebern, die Sicherheit bieten, haftet oftmals ein graues, langweiliges Image an. Was lange ein Nachteil war, kann heute ein Vorteil bei der Kommunikation mit hoch qualifizierten Talenten sein.

So wie die vielen kommunalen Stadtwerke. Sie erfüllen ein zunehmend wesentliches Bedürfnis von Bewerberinnen und Bewerbern.

Trotzdem reicht ein Blick auf die hausinternen Stellenportale aus, um zu sehen, wie viele Stellen derzeit unbesetzt sind und wie groß die Herausforderung für die HR-Abteilungen ist, Stellen zu besetzen.

Denn Sicherheit ist zwar ein wesentlicher Faktor für bestimme Zielgruppen sich zu bewerben, darüberhinaus geht es aber auch um Aufgaben, Angebote, Prozesse und Werte.

Es fehlt also an anderer Stelle.

Kreative Konzepte erforderlich

Stadtwerke stehen auf dem Arbeitsmarkt in Konkurrenz mit vermeintlich „hippen“ Unternehmen aus Industrie-, Automobil- und modernen Tech-Unternehmen mit ihren (behaupteten) agilen Unternehmensstrukturen und besonders innovativen Produkten. Das liegt nicht unbedingt an den Attraktivitätsfaktoren selbst, sondern an ausgefeilten Marken-Strategien und dem Personalmarketing.

Umso dringender werden auch in Stadtwerken von den Personalern kreative Konzepte und Instrumente erwartet, die die Loyalität ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erhalten sowie Fachkräfte und (Nachwuchs-)Talente finden, binden und fördern.

Viele Stadtwerke und kommunale Versorgungsunternehmen stehen vor einem Dilemma: Sie sind zwar in vielen Bereichen Innovationstreiber in der Daseinsvorsorge und technischen Dienstleistungen, verfügen jedoch über „bürokratische“ Strukturen in einem Umfeld, das besonders vom Nachwuchs als „unsexy“ eingestuft wird.

Dagegen benötigen sie aber dringend agil denkende, service-orientierte, Innovationen erkennende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Wie kann es diesen Unternehmen gelingen, ihre Marke als attraktiver Arbeitgeber ins Bewusstsein von potenziellen Bewerberinnen und Bewerber zu rücken?

Top-Themen für Bewerberinnen und Bewerber

Zunächst gilt, das Wissen um die Attraktivität zu schärfen und ins rechte Licht zu rücken.

Denn Stadtwerke bieten Talenten genau das, was sie suchen: Entwicklungsmöglichkeiten und Innovationen in den Top-Themen „Digitalisierung“, „Klima“, „E-Mobilität“ oder „Smart Home“.

Dazu treten Aufgabenvielfalt, Zukunftssicherheit und hohe Technologiestandards. Eine Betrachtung der Arbeitgeberidentität führt zu einer hohen Dichte von Attraktivitätsfaktoren der Gegenwart.

Es muss also „nur“ gelingen, diese Faktoren zu den Bewerberinnen und Bewerbern zu tragen.

„Content is King“ lautet also die Botschaft im modern ausgerichteten Human Capital Management und selbst traditionell dort, wo es Personalwesen heißt.

Kinderleichtes Storytelling für Stadtwerke

Stadtwerke können leicht Geschichten aus der Lebenswirklichkeit ihrer Mitarbeiterinnen und Kundinnen erzählen. Das Storytelling, das Schaffen einer Heldin oder eines Helden, bietet Chancen für das Personalmarketing.

Ein absolutes Positiv-Beispiel liefern die Stadtwerke München – oder wer würde sich bei nachfolgender Ansprache nicht direkt ins Team wünschen?


„Wenn sich über dem Olympiastadion die Sonne erhebt, die erste Tram durch die Straßen gleitet und der Marienplatz langsam zum Leben erwacht, machen wir uns voller Stolz auf den Weg zur Arbeit. Denn unser Einsatz macht München erst zu dem, was es ist: eine der modernsten und lebenswertesten Städte der Welt. […] Mit Fachkräften aus über 70 Nationen gestalten wir das München der Zukunft. Sind Sie dabei?“

aus: Jobs und Karriere im Überblick | Stadtwerke München (swm.de)


Wenn Content King ist, sind Emotionen der Icebreaker. Bilder, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an ihren Arbeitsplätzen und im konkreten Dienst für das Gemeinwesen zeigen. Sie bauen eine Beziehung zu potenziellen Bewerberinnen und Bewerbern auf.

Das ist ein Vorteil im Personalmarketing, den fast nur kommunale Stadtwerke spielen können.

Sie müssen nur starten.

Wie Sie das tun können, erfahren Sie in Teil 2.

Bildrechte: Lukas / pexels.com

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