Etwas gestalten oder aufzubauen ist ungleich schwieriger, als Gedanken, Ideen oder Projekte zu zerstören. Daher sind sie in allen Unternehmen und größeren Organisationen anzutreffen: die Bedenkenträger.
ANDREAS JACOBSEN
Geschäftsführer
VBU Bremen e.V.
Wortreich und lautstark tragen Sie ihre Bedenken in Meetings und großen E-Mail-Verteilern vor. Damit verbinden Sie das Ziel, sich in besonderem Maße als kompetent und verantwortungsbewusst zu positionieren.
Eine andere Motivation kann es sein, den Status quo als „die gute alte Zeit“ zu zementieren. Die Mittel der Bedenkenträger sind unter anderem Schwarzmalerei, Chaotisierung und Intrigen.
Lösungsjäger arbeiten für Bedenkenträger mit
Dass Unternehmen erfolgreich agieren, verdanken Sie ihren Lösungsjägern. Jenen Mitarbeitern, die sich nicht davon abhalten lassen und ihren Ideen, Vorstellungen und Überzeugen beharrlich folgen, obwohl sie sich der Kakophonie der Bedenkenträger gegenübersehen.
Lösungsjäger nehmen bewusst kalkulierbare Risiken in Kauf, um einen Beitrag zu leisten, die Organisation als solche voranzubringen. Wenn sie Erfolg haben, geht es dem Unternehmen gut. Aber es geht dann auch den Bedenkenträgern gut, die parasitär von dem Geld leben, dass die Lösungsjäger erwirtschaften. Nur um sich bestätigt zu fühlen und noch mehr Bedenken zu formulieren.
Bedenkenträger nutzen Erfolg und Misserfolg aus
Scheitern die Projekte der Lösungsjäger, hatten die Bedenkenträger ja schon frühzeitig gewarnt und versuchen dadurch noch mehr Reputation aufzubauen. Werden Projekte jedoch erfolgreich umgesetzt werden, reklamieren diese Bedenkenträger den Erfolg auch für sich, denn nur durch ihre Bedenken wurde diese Idee oder jenes Projekt erst so geschärft, dass es erfolgreich umgesetzt werden konnte. In ihrer schlimmsten Ausprägung formulieren die Bedenkenträger ihre Vorbehalte „zum Wohle des Unternehmens“ unter vorauseilendem Gehorsam und vermutetem Willen der Unternehmensleitung. In Wahrheit haben Sie nicht nur nichts mit dem Unternehmenserfolg zu tun, sondern stehen diesem nur zu häufig im Weg.
Geringe Fehlertoleranz führt zu Entscheidungsmüdigkeit
Selbstverständlich kann nicht alles gut gehen, was Lösungsjäger anstoßen. Kommt es zu einem Misserfolg, darf es nicht heißen: „Hätten wir mal auf die Bedenkenträger gehört“. Stattdessen müssen die Lösungsjäger erst recht gefeiert und motiviert werden, ihren mutigen Weg fortzusetzen.
In Unternehmen, in denen Bedenkenträger die Oberhand haben, ist eine geringe Fehlertoleranz festzustellen. Dabei ist inzwischen anerkannt, dass Fehler zum Wirtschaften gehören. Der langjährige Swarovski-Chef Gernot Langes-Swarovski betont, man müsse Manager Fehler machen lassen, sonst traue sich keiner mehr, etwas zu entscheiden. Dies lässt sich nur durch eine entsprechende Unternehmenskultur erreichen – die Basis eines erfolgreichen Employer Branding. Nur so kann Entscheidungsfreude gefördert und die dafür passenden Mitarbeiter gefunden werden.
Was Unternehmen tun können, um die Lösungsjäger zu fördern und die Bedenkenträger zurückzudrängen:
- Feiert die Lösungsjäger. Wenn Sie Erfolg hatten für ihren Erfolg. Wenn Sie nicht erfolgreich waren, für ihren Mut, zum Wohle des Unternehmens kalkulierte Risiken einzugehen. Die Lösungsjäger haben es verdient, auf diese Weise motiviert zu werden.
- Nach dem Motto „Nicht meckern, sondern zeigen, man es besser macht“, sollten Bedenkenträger nach Ihren Alternativen gefragt werden. Was schlagen Sie vor, damit das Projekt umgesetzt werden kann, wie würden Sie es verbessern.
- Niemand wird erfolgreich ohne Fehler. Generell empfiehlt es sich daher, eine Fehlerkultur im Unternehmen zu implementieren, die Mitarbeiter motiviert und auffordert, offen mit Misserfolgen umzugehen.
Thomas Watson, langjähriger CEO von IBM hat einmal gesagt, wer vorankommen wolle, müsse seine Fehlerquote verdoppeln. Das ist sicher keine Aufforderung an die Bedenkenträger, noch mehr Projekte zu torpedieren.
In diesem Sinne: viel Erfolg, ihr Lösungsjäger!
Über Andreas Jacobsen
Andreas Jacobsen ist zugelassener Rechtsanwalt und arbeitet als Geschäftsführer beim Verband Baugewerblicher Unternehmer im Lande Bremen e.V. Er hat Erfahrungen in der Kontrolle und Aufsicht von Unternehmensbeteiligungen, in der Akquisition von Fördermitteln sowie der Teilnahme an öffentlichen Ausschreibungen. Von Zeit zu Zeit blickt er in Blogbeiträgen über den Tellerrand und beschäftigt sich mit Themen aus den Bereichen, Start-ups, Innovation, Disruption und Unternehmensführung. Jacobsen wohnt und arbeitet in Bremen.
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